Selbstpräsentation am Arbeitsplatz

Okt 10, 2022

„Ich fühle mich wie auf einer Feuerwehrkonferenz, bei der niemand über Wasser reden darf.“
Als Rutger Bregman dies sagte, ahnte er nicht, dass seine Aussage kurz darauf viral gehen würde.

Es ist 2019 in Davos, Schweiz. Der niederländische Journalist und Historiker Bregman wurde zum Weltwirtschaftsforum eingeladen, um mit anderen Teilnehmnden über das Grundeinkommen zu diskutieren. Die Teilnehmenden sind die wohlhabendsten und einflussreichsten Personen der Welt.

Der  „Elefant im Raum“

Bregman nutzt seine Gelegenheit während einer Diskussion und spricht die Heuchelei dieser Konferenz an. Bregman:  „Wie ist es möglich, dass Sie mit Privatflugzeugen einfliegen, um über die Umwelt zu sprechen? Wie können wir über Partizipation, Fairness, Gleichberechtigung und Transparenz sprechen, wenn das eigentliche Thema, Steuervermeidung, nicht auf den Tisch kommt?“

Das war deutlich. Kaum jemand im Publikum würdigte diesen Beitrag und seine Rede stieß auf Ablehnung. Trotzdem ging Bregmans Botschaft viral und er wurde von großen internationalen Medien wie BBC und CNN um Interviews gebeten. In einem der Interviews wurde er gefragt, warum seine Rede auf so viele Menschen eine so große Wirkung hatte. Bregman antwortete, dass er lediglich gesagt habe, was alle anderen schon lange denken. Der sogenannte  Elephant in the Room, wie die Engländer dieses Phänomen so schön ausdrücken.

Rutger Bregmans Aktion zeigt eine ordentliche Portion Schneid. Schneid, der auffällt, weil er selten ist. Schneid oder Courage haben mit dem eigenen Präsentsein zu tun. Das gilt nicht nur für Situationen, in denen Sie vielleicht mit völlig fremden Menschen zusammentreffen. Es gilt auch für vertraute Umgebungen, beispielsweise am Arbeitsplatz.

 

Wie wichtig ist es, am Arbeitsplatz präsent zu sein?

Es ist bekannt, dass wir alle für das, was wir sind und was wir zur Arbeit beitragen gesehen und geschätzt werden möchten. Wertschätzung und Gesehenwerden bilden die Grundlage für Zufriedenheit im Job.

Wir alle kennen die Kollegin, die überhaupt keine Mühe hat, sich vor anderen Kollegen zu präsentieren. Die souverän und entspannt ihren Beitrag vorträgt. Und wir kennen auch den Kollegen, für den es eine Herausforderung ist, ihm bekannten Kolleginnen eine neue Idee oder Lösung vorzustellen.
Sich präsentieren oder präsent sein, für manche kein Thema und für andere der Grund schlafloser Nächte.

 

 

Tipps für die Selbstpräsenz

Zum Glück brauchen Menschen, für die das Präsentsein eine Herausforderung ist, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Lassen Sie die folgenden Tipps auf sich wirken und versuchen Sie, den ein oder anderen Tipp bei Ihrer Arbeit anzuwenden. Erleben Sie selbst, welche Wirkung Sie damit erzielen. Hoffentlich geben sie den nötigen Anstoß, damit Sie am Arbeitsplatz das Beste aus sich herausholen.

 

Tipp 1: Fangen Sie klein an

Sie können Ihre Meinung oder Ideen mit einem Kollegen teilen, mit dem Sie sich gut verstehen. Betrachten Sie dies als eine Übung. Wenn Ihnen das leicht fällt, stehen die Chancen gut, dass Sie in einer Gruppe selbstbewusster auftreten.

 

Tipp 2: Teilen Sie Ihre (ausgesprochene) Meinung

Zögern Sie nicht, Ihre Meinung zu bestimmten Themen zu teilen. Sie müssen nicht jedermanns Freundin sein, um geschätzt zu werden oder zu bleiben. Bleiben Sie dabei aber immer respektvoll gegenüber anderen, auch wenn Sie über andere Personen sprechen. Auf diese Weise können Ihre Gesprächspartner Sie kennenlernen und auch wenn man nicht immer Ihrer Meinung ist, werden Ehrlichkeit und Offenheit oft geschätzt.

Tipp 3: Sagen Sie, was Ihnen Energie gibt und was nicht

Sagen Sie Ihren Kollegen, was Ihnen bei Ihrer Arbeit Energie gibt und warum. Und natürlich auch, welche Tätigkeiten Sie Energie kosten. Auch das gehört zum Präsentsein dazu.

Tip 4: Sprechen Sie über Ihre Erfolge

Sprechen Sie von Ihrer Arbeit und Ihre Erfolge. Damit zeigen Sie nicht nur Ihre Qualitäten als Mitarbeiter, sondern geben Ihren Kolleginnen auch die Möglichkeit, ihre Wertschätzung auszudrücken.

Tipp 5: Bitten Sie um Hilfe und bieten Sie Hilfe an

Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten oder Hilfe anzubieten. Das Tolle an der Zusammenarbeit mit Kollegen ist, dass man sich gegenseitig ergänzen kann. Gemeinsam ist man oft mehr als die Summe der Teile.

Eine gute Zusammenarbeit stärkt die Bindung unter Kollegen, weil Sie sich stets besser kennenlernen.

Tipp 6: Nehmen Sie sich Zeit für sich

Stellen Sie sicher, dass Sie außerhalb der Arbeitszeit genug Zeit haben, um aufzuladen und das zu tun, was Ihnen Energie gibt. Wenn Sie ausgeruht und voller Energie sind, schlägt sich das in einer gehobenen Stimmung nieder und Sie bleiben mental „fit für den Job“.

Tipp für Arbeitgeber: respektvolle Kommunikation

Eigentlich hoffe ich, dass ich mit diesem Tipp offene Türen einrenne.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können noch so ihr Bestes tun, um die oben genannten oder vielleicht andere Tipps in die Praxis umzusetzen, wenn die Unternehmenskultur nicht mitspielt, wird ihnen die Umsetzung nicht gelingen.

Sie entwickeln sich am leichtesten und am meisten, wenn Organisationen Raum für offene Kommunikation in Verbindung mit gegenseitigem Respekt bieten. Dann kann eine Kultur entstehen, in der Fehler gemacht und auch neue, auch ungewöhnliche Ideen geteilt werden können. Dann empfindet auch der introvertierte Kollege die Sicherheit und das Vertrauen, sich präsentieren zu wollen und zu können.

(Quellen: desteven.nl; careerwise.nl; managementimpact.nl)